Das chinesische Essen kam mir zeitweise wie die russischen Babutschka-Püppchen vor. Immer wieder gibt es noch ein Püppchen im Püppchen. Ebenso gibt es beim chinesischen Essen immer wieder etwas zu entdecken …

Viele dieser Püppchen habe ich entdeckt, eine Menge blieb mir mit Sicherheit jedoch verborgen. Vermutlich könnte ich mein ganzes Leben in China verbringen und würde doch immer wieder etwas Neues entdecken und wohl nie wirklich alle chinesischen Speisen kennen, inklusive deren Rituale und Hintergründe.

Welches Püppchen mir unter anderem verborgen blieb, war der chinesische Hot Pot – Huǒguō – auch bekannt als das chinesische Fondue. Allerdings nicht, weil ich ihn nicht entdeckt hatte, sondern es gab zwei Gründe weshalb ich ihn nie probierte. Zum einen bin ich im Generellen kein großer Fan von Fondue, zum anderen erreichten die höchst anschaulich und prominent platzierten Fotos außen an den Hot Pot-Restaurants, das genaue Gegenteil von ihrem ursprünglichen Ziel bei mir. Die wild in den Topf geworfenen Zutaten aus Gemüse, Fleisch und Meeresfrüchten, hielten mich davon ab, jemals ein Hotpot-Restaurant zu betreten. Ich muss gestehen, ich tue dem Hot-Pot mit Sicherheit äußerst unrecht, zumal mir immer wieder davon vorschwärmt wird, im Besonderen von der richtig scharfen Ur-Variante, dem Malaguo (scharfer Hot Pot). Der Malaguo kommt aus dem Süden-Chinas, aus Chongqing und Sichuan, er enthält Chili als auch Szechuanpfeffer. Diese Hot-Pot-Variante soll so scharf und intensiv sein, dass man zeitweise jegliches Geschmacksempfinden verliert, im Gegenzug jedoch in eine Art psychedelischen Rauschzustand kommt und ein Erlebnis und Glücksgefühl der besonderen Art beschert.

Streetfoodstand im moslemischen Viertel in Xi’an. Leider habe ich – aus oben genannten Gründen – kein Hotpot-Foto.
Zum Anschauen oder Nachkochen:
HOT POT oder HOT POT – vietnamesische Variante

Noch mehr Räusche

In chinesischen Restaurants gab es noch weitere Rauschzustände zu entdecken. Die hatten allerdings einen alkoholischen Hintergrund und resultierten aus dem fröhlichen Gānbēi. Ebenso wie in Deutschland trinkt man in China natürlich ab und an mit Freunden oder Geschäftspartnern ein Gläschen Alkohol. Entweder man trinkt Tsingtao, ein chinesisches Bier, üblicher ist in fröhlicher Runde allerdings der Bai Jui. Das Tsingtao-Bier wurde 1903 – wie soll es anders sein – von deutschen Siedlern in der ehemalig deutschen Kolonie in Qingdao eingeführt und wird genau dort noch heute gebraut. Bei Bai Jui, was ganz harmlos soviel wie Weißwein oder weißes alkoholisches Getränk heißt, handelt es sich in Wirklichkeit um Schnaps. Der beliebteste Bai Jui ist der Maotai-Schnaps. Er wird aus Hirse und Weizen mehrfach gebrannt und erreicht einen Alkoholgehalt von bis zu 65 Volumenprozent.

Ist man eingeladen ein Gläschen mitzutrinken, dann sollte man Folgendes zuvor wissen: Bei einem Gläschen bleibt es praktisch nie, denn nach chinesischer Tradition, sollte das Glas nie leer sein. So übernimmt der gute Gastgeber großzügig das Einschenken. Im Restaurant dagegen, sorgt sich der ausgesprochen fürsorgliche Kellner darum, dass das Glas nie trocken ist. Langsam zu trinken und das Glas halb leer zu lassen, hilft auch nur bedingt, es wird unheimlich zuvorkommend immer wieder, selbst das fast randvolle Glas, nachgefüllt.

Außerdem beschleunigt das Ganze das erwähnte „Gānbēi!“, zu vergleichen mit unserem „Prost!“, was wörtlich übersetzt „Trockenes Glas!“ heißt und genau so zu verstehen ist. Also trifft es eher die deutsche Übersetzung „Trink aus!“ und noch exakter Auf ex!“  Ein weiterer erschwerender Faktor nüchtern zu bleiben; es ist schlichtweg unhöflich die Einladung zum Trinken abzulehnen. So bleiben nur zwei Optionen, entweder man trinkt mit oder man überlegt sich rechtzeitig eine gute Ausrede. Die Naheliegendste „Ich muss noch fahren!“,  fiel bei uns weg, da wir meistens mit Fahrer unterwegs waren. Man kann aber durchaus eine Magenverstimmung oder Medikamente als Ausrede hernehmen, zumindest von Zeit zu Zeit.

Essen in Harmonie und Balance

Was mir an den chinesischen Restaurants von jeher besonders gut gefallen hat, sind die runden Tische mit einer Drehplatte in der Mitte. Auch hier ist es mal wieder mehr, als nur eine einfache Dekolaune. Die Kreisform symbolisiert Harmonie und wenn die Form des Tisches entsprechend auf die Stimmung wirkt, wunderbar! In geselliger Runde ist die runde Form sowie die Drehplatte zudem ungemein praktisch und kommt den chinesischen Bestell- und Essgewohnheiten sehr entgegen. Geht man in China mit Freunden oder der Familie essen, dann wir nach Lust und Laune bestellt, zusammengestellt und natürlich geteilt. Da ich es liebe viele verschiedene Dinge zu essen, fand ich diese Essenssitte unglaublich praktisch. Man hat dadurch die Chance eine Vielzahl von Gerichten zu probieren und allein durch das ständige Hin- und Herdrehen, wird die Kommunikation angeregt.

Geselliges Essen am Drehtisch

Es werden jedoch nicht nur viele verschiedene Gerichte bestellt, sondern vor allem richtig viel davon. Die Teller bzw. die Schüsseln, dürfen am Schluss auf keinen Fall leer sein. Bei Einladungen würde der Gastgeber sein Gesicht verlieren, weil er „scheinbar“ zu wenig angeboten hat und im Restaurant ist es vermutlich ein Zeichen von Armut!?

Es gibt eine wunderbare Sitte in China. Zwei Worte lösen das Problem des Essensüberschusses. Ruft man der Bedienung: „Dǎ bāo!“ zu, so weiß sie was zu tun ist und packt das übrige Essen ein. Bāo ist der Beutel und  bedeutet soviel wie zusammenpacken bzw. einpacken. Natürlich kommt nicht alles in die Tüte, sondern wird schön in diverse Behältnisse verpackt. Eine Sitte die bei uns inzwischen auch immer mehr üblich ist, was ich äußerst praktisch finde und es einfach ein „no go“ ist, Lebensmittel wegzuwerfen. Dann lieber mit Beutelchen das Restaurant verlassen.

Das Peninsula – eines unser Lieblingsrestaurants …

… auch hier wird am runden Tisch gegessen

Ansonsten gibt es an Tischsitten nicht viel zu beachten. Außer, dass es sehr unhöflich ist sich direkt am Tisch zu schnäuzten und man dafür tatsächlich den Tisch verlässt und zur Toilette geht.

Was ich ziemlich schnell lernte, dass wir in Deutschland mit den Stäbchen eher umständlich essen. Meinen ersten Besuch beim Chinesen in Deutschland, habe ich noch sehr anschaulich, und nicht weniger frustrierend, vor Augen. Ich brauchte eine Ewigkeiten um die Fleischstückchen, Gemüseteile und Reiskörnchen für Reiskörnchen, vom Teller zu meinem Mund zu balancieren. Ein nicht unwesentlicher Teil davon, landete überdies erst gar nicht am Zielort. Was zum einen nicht sehr ansprechend und zum anderen für mich ausgesprochen frustrierend endete. Inzwischen beherrsche ich es ganz ordentlich, ohne größere Desaster, mit Stäbchen zu essen. Trotzdem war es für mich absolut erleichternd und eine gewisse Genugtuung festzustellen, dass die Ess-Wirklichkeit in China ganz anders aussieht, denn es wird hauptsächlich aus Schüsselchen gegessen. Was wir eher als optische und kulturelle Eigenart ansehen, ist vor allem ausnehmend praktisch. Denn tatsächlich werden die Schüsseln üblicherweise ganz nah am Mund gehalten und dann wird direkt in den Mund geschoben und geschaufelt. Das beschleunigt das Ganze und das elendige Balancieren ist hinfällig.

Stilvolle Unterhaltung im Peninsula

Allerdings habe ich mich immer gewundert wie chinesische Kinder es schaffen mit Stäbchen zu essen, vor allem die ganz Kleinen. Natürlich beherrschen sie recht früh mit Stäbchen umzugehen, bis zu diesem Zeitpunkt werden sie entweder gefüttert, sie verwenden die Schiebe-Schaufel-Technik, oder die Kinderstäbchen-Variante:

Essstäbchen für Kinder

Auch für Grobmotoriker oder Stäbchen-Anfänger zu empfehlen. Was zum Thema Stäbchen und Sitten noch sehr wichtig zu wissen ist; die Stäbchen werden nach dem Essen auf keinen Fall in die Schüssel gesteckt! Entweder man legt sie auf den dafür vorgesehenen Tischbänkchen ab oder einfach flach auf die Schüssel. Denn nur bei Trauerzeremonien ist es üblich die Stäbchen in die Schüssel zu stecken.

Essenszeiten

Im Vergleich zu den Südeuropäern, kam ich mir als Deutsche – aufgrund unserer eher frühen Essenszeiten – von jeher äußerst spießig vor. Die Chinesen stellen uns dahingehend absolut in den Schatten. Gefrühstückt wird meist vor 7 Uhr, so ist ein Mittagessen um 11 Uhr nicht ungewöhnlich und Abend gegessen wird am liebsten gegen 17 Uhr.

Besonders lustig fand ich stets den Ablauf bei geschäftlichen Veranstaltungen. Kaum war das Essen vorbei, war somit die Hauptattraktion beendet und es gab keinen Grund mehr zu bleiben, außer es stand noch ein Pflichtevent auf dem Programm. Das Resultat; kaum war das Essen vorbei, leerte sich der Saal mit hunderten Menschen in einer Geschwindigkeit und Gründlichkeit, die an Zauberhand erinnerte. Niemand fand es unhöflich, sondern nur logisch nach dem Essen umgehend aufzustehen und wie auf der Flucht die Veranstaltung zu verlassen.

Ganz nah am Leben

Da ich ein bekennendes Schleckermäulchen bin und bei mir vor allem der süße Abschluss eines Essens immer ein besonderes Highlight ist, machte ich mich auch in China auf die Suche. Allerdings war ich nicht besonders hoffnungsvoll etwas wirklich Leckeres zu entdecken. Meine bisherigen Reisen in andere Länder Asiens, hatten mich Süßspeisen gegenüber eher desillusioniert. Süßspeisen spielen in China tatsächlich keine große Rolle und das was angeboten wird, war mir persönlich zu klebrig, zu süß, oder zu merkwürdig von der Geschmackszusammenstellung. Schließlich fand doch noch ein Dessert meine Begeisterung. Ob es typisch chinesisch ist, muss ich gestehen, weiß ich nicht. Wir kochten es in einem Kochkurs in den Hutongs. Das eine oder andere chinesische Gericht hatte ich bereits von unserer Ayi (Haushaltshilfe/Kindermädchen) gelernt. Als jedoch eine Freundin von mir vorschlug, gemeinsam mit einigen anderen Freundinnen einen Kochkurs zu machen, war ich sofort dabei. Der Kochkurs sollte inmitten der Hutongs stattfinden. An einem solch ursprünglichen Ort in die Weihen der chinesischen Kochkunst eingewiesen zu werden, begeisterte mich. Außerdem freute ich mich über jede Möglichkeit in die Hutongs zu fahren.

Wie so häufig in China, lernte ich viel mehr als das, was ich erwartet hatte. Ebenso an diesem Tag. Ich lernte nicht nur verschiedene chinesische Gerichte zu kochen, sondern bekam Einblick in die Realität des Hutong-Lebens.

Der Fahrer ließ uns am Rand des Hutong-Viertels aussteigen und den Rest legten wir zu Fuß zurück. In die engen Gässchen, kommt man meist nur zu Fuß, mit dem Fahrrad, oder mit den entsprechenden chinesischen Gefährten durch. Es dauerte eine Weile bis wir die richtige Gasse und den versteckten Eingang gefunden hatten. Wir fühlten uns wie auf einer Pfadfinder-Exkursion.

Eingang zum Hutong-Viertel

Das Fahrrad ist hier unerlässlich

Das Leben in den Hutongs ist sehr unterschiedlich. Es gibt größere und kleinere Hutong-Wohnungen. Manche sind sehr ursprünglich, andere dagegen modern renoviert. In Wohnen in Peking hatte ich ja bereits von den Hutongs und deren geschichtlichen Hintergründen erzählt. Aufgrund der Wohnungsnot – nachdem immer mehr Menschen in die Städte kamen – wurden selbst große Sihejuan (Courtyard-Häuser) umgebaut bzw. in viele Zimmer und Wohnungen aufgeteilt oder es wurde angebaut.

So leben manche auf sehr engem Raum und es ist nicht ungewöhnlich, dass es noch Wohnungen gibt ohne fließendes Wasser und ohne sanitäre Anlagen. Deshalb findet man auf den Straßen Gemeinschaftstoiletten und Gemeinschaftsduschen. Die Toiletten sind zumeist sehr sauber, allerdings gibt es die verschiedensten Varianten davon. Da ich von Natur aus mit einer eher schwachen Blase gesegnet bin, kann ich von meinen Reisen durch die ganze Welt, mit einem vielfältigen Eindruck an Toiletten dienen. Mein Repertoire sollte sich nun um eine neue Variante erweitern.

Es gibt in China klassische Toiletten wie wir sie kennen, mit mehreren geschlossenen Kabinen. Keine Seltenheit ist jedoch, dass nur eine dünne Trennwand zum Toiletten-Nachbarn ist und manchmal auch rein gar nichts! Und so sitzt man dann in fröhlicher Reihe – mit freiem Blick auf den Nachbarn – nebeneinander.

Genau diese Version traf ich an diesem Tag an. Als ich die Hutongtoilette betrat, war ich so schnell draußen, wie ich reingekommen war. Mein zartes Bläschen kannte allerdings keine großen Diskussionen und akzeptierte schon gar nicht lange Wege. Jegliches Schamgefühl löschte der nachhaltige Druck meiner Blase umgehend aus und so betrat ich – nach einigen Notminuten – resigniert einfach wieder die Toilette.

Ich überlegte kurz, ob ich freundlich grüßen sollte, entschieden mich dann aber für die anonyme Variante und ging, mit dem Blick am äußersten Rand entlang tastend, ganz nach hinten durch. Währenddessen sprach ich ein inneres Mantra: „Das ist eine Millionenstadt. Kein Mensch kennt dich hier. Und die Wahrscheinlichkeit jemanden hier irgendwann wieder zu begegnen, ist verschwindend gering.“ Dieses Mantra verhalf mir auch in anderen Situationen später zu einem Stück Freiheit, da ich Dinge tat, die ich in Deutschland im Leben nicht gemacht hätte und das fand ich durchaus befreiend.

„Hen hao chi!“ – „Schmeckt sehr lecker!“

Der Ort an dem unser Kochkurs stattfand, war nicht groß, nicht luxuriös, aber äußerst bezaubernd. Es handelte sich um eine sehr einfache Hutongwohnung. Es gab kein fließendes Wasser, infolgedessen lernten wir außer Kochen, darüber hinaus mit wenig Wasser auszukommen. Sehr schnell wird dadurch bewusst, wie luxuriös unser „scheinbar ganz normaler Alltag“ tatsächlich ist, vor allem aber, welche Unmengen an Wasser tagtäglich einfach in den Abfluss fließen. Manches begreift man erst richtig, wenn man es in der Wirklichkeit erlebt.

Es gab einen großen langen Tisch, an dem wir gemeinschaftlich schnippelten. Jeder bekam etwas zugeteilt. Unsere Kochlehrerin, erzählte uns nebenbei einiges zum Thema chinesische Zutaten. Unter anderem bereiteten wir Gong Bao Ji Ding zu, bei uns auch unter Kung Pao Chicken, Sichauan Chicken oder Sichuan Kung Pao Chicken bekannt. Jeder durfte mal an den Wok, um den richtigen Umgang damit zu üben. Sie erklärte uns genau, wann das Fleisch, das Gemüse und die Gewürze in die Mitte und wann an den Rand geschoben wird. Vor allem gab sie uns genaue Instruktionen zu den Chilischoten. Sie betonte mehrfach, die Schoten nicht zu lange zu braten. Warum begriff ich sehr schnell. Als geübte Köchin sagte ich selbstbewusst: „Kein Problem, da habe ich ein Gefühl dafür.“

Etwas demütiger wurde ich, als ich hustend, mit tränenden Augen die rauchende Kochecke verließ. Unsere Kochlehrerin kümmerte sich um meinen verwaisten Wok und kratze die braunen Schoten, die mit dieser Färbung alles andere als lecker schmecken heraus. Nachdem ich wieder Luft bekam und wieder sehen konnte, ermutigte sie mich es nochmals zu versuchen. Ich winkte ab, aber sie ließ nicht locker und so wagte ich mich ein zweites Mal in die Kochnische. Dieses Mal schaffte ich es tatsächlich den richtigen Zeitpunkt abzupassen, so dass meine Schoten noch eine schöne dunkelrote Farbe, und somit ihren leckeren Geschmack, behielten und ich ohne Atem- und Sichtnot sowie einem Rest an Stolz, wieder die Kochecke verlassen konnte.

Zum Abschluss bereiteten wir gemeinsam die Süßspeise zu. Erst wurde ordentlich Ingwer gerieben, ausgepresst und dann in Milch in Dampf langsam erwärmt. All das kam mir sehr dubios vor. Als wir jedoch das Dessert kosteten, war ich restlos begeistert. Es schmeckte ein wenig wie mein Lieblingsdessert Panna Cotta, nur mit der feinen Schärfe des Ingwers. Ich musste immer wieder zu unserer Kochlehrerin sagen:  „Hen hao chi!“ – „Schmeckt sehr lecker!“ Ob diese Süßspeise typisch chinesisch ist, weiß ich leider nicht. Auf jeden Fall fand ich sie fantastisch.

Kein Brot zum Frühstück?!

Irgendwann fragte ich unsere Ayi, was denn in China zum Frühstück gegessen wird. Sie erzählte mir, dass es bei ihr zu Hause am Morgen entweder Reis und Gemüse gibt, Suppe oder eine Art Schleimbrei. Ich als absoluter Brotliebhaber fragte entsetzt: „Méiyǒu miànbāo ma? – Kein Brot?“ Sie lachte und meinte „Meyo mianbao!“ und werkelte ungerührt in der Küche weiter. Nach einer Weile drehte sie sich abrupt um und meinte: „Yǒu! – We have!“  Sie begann mir lang und breit von einer Art Brot zu erzählen, ich versuchte zu folgen, doch meine Chinesisch- und ihre Englisch-Kenntnisse reichten leider nicht aus. So sagte sie irgendwann: „Míngtiān wǒ huì dài gěi nǐ yóutiáo! – Morgen bringe ich yóutiáo mit!“ Ich war extrem gespannt, wie dieses yóutiáo“, das chinesische Frühstücksbrot, aussehen würde.

Als sie am nächsten Morgen kam, wartete ich schon gespannt. Sie zog ein Päckchen aus ihrer Tasche. Langsam wickelte sie den Inhalt aus dem Papier und präsentierte mir eine Art langgezogener Faschingskrapfen bzw. Berliner, wie wir im Süden dazu sagen. Vergleichbar ist es mit einem spanischen Churro, nur leicht gedreht. Er schmeckte so ähnlich wie ein Faschingskrapfen, nur weniger süß, dafür umso öliger. Später erfuhr ich, dass das yóutiáo auch Ölfinger genannt wird, was ich prompt nachvollziehen konnte. Dieses yóutiáo wird, laut unserer Ayi, der Einfachheit halber meist am Straßenstand gekauft und nur selten selber gemacht. Es wird entweder einfach so gegessen oder in Sojamilch getaucht.

yóutiáo – Chinesisches Frühstücksbrot  
(Bildquelle)

Es gibt noch weitere Brot- bzw. Teigwaren die anscheinend auch zum Frühstück gegessen werden. Das mántou und einer meiner absoluten Favoriten des chinesischen Essens – die bāozi. Weder das mántou noch die bāozi habe ich persönlich als Frühstücksessen kennengelernt und ich denke sie werden zu jeder Tageszeit gerne gegessen. All diese leckeren Brot- und Teigwaren, kann man an vielen Straßenständen kaufen.

Beim mántou sowie bei den bāozi handelt es sich um eine Art Dampfnudel. Das mántou gibt es außerdem gebacken oder frittiert und wird manchmal als Dessert mit Kondensmilch gegessen.

mántou – gibt es gebacken oder frittiert.
Mit Kondensmilch wird es auch als Dessert  gegessen
(Bildquelle)

Die bāozi werden in Bastkörbchen im Dampf, mit verschiedenen Füllungen, zubereitet. Es gibt sie mit den verschiedensten Gemüsearten, mit Fleisch, oder mit roter Bohnenpaste gefüllt. Sie schmecken wirklich sehr köstlich. Da ich mit unserer Ayi ja bereits erfolgreich Jiaozi (kleine gefüllte Teigtäschchen) gemacht hatte, fragte ich sie wann sie mir denn zeigt, wie man bāozi macht. Sie meinte dann: „Bù kěyǐ“ – „Kann ich nicht!“ oder „Geht nicht! “Ich vermute sie hätte mit Sicherheit bāozi machen können, aber wie bei dem yóutiáo ist es einfacher, man kauft sie am Straßenstand, zudem das Essen dort recht günstig ist. So brachte sie mir immer wieder mal bāozi mit oder ich holte sie mir selbst, wenn irgendwo in der Nähe ein Straßenstand war.

Skurrile Essensfunde

Nachdem ich nach einigen Monaten einen reichhaltigen Einblick in das chinesische Essen gewonnen hatte und bereits viele leckere Gerichte testen konnte, war ich äußerst erleichtert, dass der Großteil des chinesischen Essens nicht nur sehr wohlschmeckend ist, sondern weitgehend aus uns vertrauten Zutaten besteht. Allerdings brachte eine Exkursion in Pekings Zentrum, doch noch ziemlich heftige Essensfunde zutage.

In der Wangfujing Dajie entdeckten wir den sogenannten Donghuamen Snack Night Market, er bediente perfekt die klischeehafte Vorstellung, dass Chinesen sich vor allem von Skurrilem ernähren. Es gab dort die schaurigsten und grausigsten Dinge zu essen Skorpione, Seidenwurmlarven, Minihaifische, Innereien-Suppe, Seeigel, Seestern, Maden, frittierte Grillen, Echsen auf Spießen …



Vermutlich wurde (oder wird) das dort Angebotene tatsächlich zeitweise irgendwo in China gegessen. Es entspricht jedoch absolut nicht dem typisch chinesischen Alltagsessen. Ich finde es sehr schade, dass meist gerade solch Skurriles in Erinnerung bleibt, da es ein falsches Bild von China und dem Essen dort bedient und dadurch nur Vorurteile verstärkt. Nirgendwo in Peking sowie auf meinen Reisen in China, fand ich ähnliches Essen wie dort.

Dieser Markt liegt an einem prominenten Platz, nicht weit entfernt von der Verbotenen Stadt und dem Platz des himmlischen Friedens. Deshalb ist es eher anzunehmen, dass er dazu dient Touristen eine Art bizarre Attraktion zu bieten. Anscheinend soll es den Markt,  so wie wir ihn kennen gelernt haben, an dieser Stelle nicht mehr geben. Allerdings gibt es die Wangfujing Snack-Street, in der man letztendlich ähnliches finden kann. Dass es in erster Linie als Touristenattraktion dient, bestätigt mir nicht nur die Nähe zu den Touristenattraktionen, den vielen Hotels und Shoppingcentern sondern außerdem, dass man sogar eine geführte Tour dorthin buchen kann.

Meine Empfehlung; will man unbedingt Skurriles sehen, ist man dort richtig. Wer dagegen die Vielfalt der leckeren chinesischen Speisen kennenlernen möchte, findet diese an jeder Straßenecke, in großen und kleinen Restaurants, und jederzeit an einem einfachen Straßenstrand.

Und so geht es weiter …
Mir graute vor dem Winter in Peking. Temperaturen von bis zu – 15 Grad Celsius, heftige Winde und was macht man nur im Winter in einer Millionenstadt? Weshalb ich diese Jahreszeit in Peking letztendlich sogar besonders liebte, davon beim nächsten Mal  …

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21 thoughts on “LIVING IN CHINA – Katzenöhrchen, Hühnerkralle und Co. – Teil II

  1. Bianca

    Von Herzen lieben Dank fuers Eintauchen in unsre China-Erlebnisse und Erfahrungen, die sich anfuehlen, als waer’s grad gewesen! Was man schenkt, kommt zurueck. Und: das Erlebte in China begleitet uns immer. Wirklich einfuehlsam, mit Liebe zum Detail, herzlich, empathisch, offen und den Leser anregend geschrieben. Herzliche Umarmung!

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    1. Wanderfalke Post author

      Danke Dir liebe Bianca! Beim Schreiben ist es für mich auch jedes Mal eine kleine Reise zurück. Aber es freut mich besonders, wenn auch Du Dich dabei wiederfindest. So werde ich auch in Zukunft versuchen, Dich immer wieder mit auf die Reise zu nehmen. Von Herzen und mit BIG HUG!!

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