Vier Wochen Serviceappartement bis zum Umzug in unser neues Heim. Service ist wirklich etwas Fantastisches. Außer man bekommt mehr Service als bestellt …

Zu den Vorteilen eines sogenannten Serviceappartements gehört – wie es bereits der Name vermuten lässt – der Service. Bei unserem Appartement betraf dieser Service „nur“ das Saubermachen. Dieses „nur“ war jedoch für mich absolut wesentlich. Es bescherte mir urplötzlich eine Fülle an Zeit. Vor allem viel Zeit mit den Kindern.

Die Kids hatten sich im Kindergarten inzwischen soweit eingewöhnt, dass sie ohne Probleme alleine dort blieben. So hatte ich die Vormittage um die wichtigsten, noch fehlenden Haushaltsausstattungen, wie Staubsauger, Bügeleisen, Bügelbrett, Wäschekorb usw. zu besorgen und mit der übrigen Zeit alles Wesentliche für den Alltag wie deutscher Bäcker, deutscher Metzger, Supermärkte, Bankautomaten, Telefonkartenshop … abzuklappern um mir ein Bild von dem Angebot zu machen und ein Gefühl für die Entfernungen und die Zeit zu bekommen.

BLICK VON UNSEREM APPARTEMENT AUF DEN INNENHOF – LINKS DER SPIELPLATZ

LAZY AFTERNOON

Nachmittags kamen die Kinder zurück und wir fanden sehr schnell zu unserem Nachmittagsritual. Zu unserem Appartement gehörte ein großes Hotel, inklusive einer kleinen, feinen Shoppingmall. Dort bummelten wir erst gemächlich durch, besorgten bei Bedarf ein paar Lebensmittel in dem kleinen und sauteuren Supermarkt, guckten in die exklusiven Läden mit edlen Teppichen, schicken Bildern und alten chinesischen Möbeln und verließen die Mall niemals ohne ein großes Eis in der Hand, das wir dann genüsslich im großen Innenhof verzehrten. Kaum hatten wir die Hände frei, wurden Brotkrumen aus der Tasche geholt und die Vielfalt an exotischen Fischen, die sich in den vielen Teichen im Innenhof tummelten, gefüttert. Es war inzwischen September und die Temperaturen immer noch herrlich warm. Wir genossen jeden Sonnenstrahl und vor allem den Luxus zu dieser Jahreszeit jeden Tag draußen verbringen zu können.

WAS GEHT HIER VOR 

Waren die Krümel verfüttert, zogen wir weiter zum Spielplatz und genau hier, sollte ich eines meiner ersten Lehrstücke zu interkulturellen Unterschieden bekommen. Entspannt setzte ich mich auf die Bank am Rande des Spielplatzes, schmökerte in einem Buch oder guckte einfach entspannt in die Luft, zumindest eine Zeitlang. Bis mich ein merkwürdiges Vorgehen auf dem Spielplatz von meiner entspannten Tätigkeit ablenkte.

 

Hinter meinen Kindern rannten immer wieder chinesische Mütter, Großmütter oder Ayis (Ayi: chinesisch für Haus- und/oder Kindermädchen) her. Eine Weile beobachtete ich was da vor sich ging und versuchte daraus schlau zu werden. Meine erste These war, dass sie die Kinder niedlich fanden und deshalb um sie herumrannten. Ihre besorgten Gesichtsausdrücke stellten allerdings ziemlich schnell klar, dass sie hochgradig besorgt waren. Nachdem ich das Geschehen noch einige Zeit beobachtete und eine Analyse aus Gesichtsausdrücken, hektisch hochgerissenen Armen und wildem Hinterherrennen erstellte, war ziemlich schnell klar, sie dachten meine Kinder befinden sich in akuter Lebensgefahr!

Auf ein chinesisches Kind kommt mindestens eine Aufsichtsperson. Das Kind wird bei jedem Schritt beaufsichtigt, gehalten und gestützt. Im Schneckentempo kletterten die chinesischen Kinder die Leitern rauf und in Slowmotion – an Hand, Fuß oder sonst wo festgehalten – die Rutsche, die Kletterstange – oder was auch immer – wieder herunter.

HEUTE HABEN WIR DEN SPIELPLATZ FÜR UNS GANZ ALLEIN

Nachdem deutsche Kinder meist viel aktiver und – aufgrund des Vertrauens der Mütter – entsprechen mutiger sind, unsere Kinder zudem zu der etwas wilderen Sorte zählten, war nun alles klar. Schnell erhob ich mich von meinem entspannten Plätzchen und blieb in der Nähe meiner Kinder um die chinesischen Erwachsenen zu beruhigen. Schon bald war mir jedoch meine kostbare Zeit zu schade, um nun statt meinen Kindern chinesische Mütter, Großmütter und Ayis zu sitten. So zog ich mich schon nach wenigen Spielplatzbesuchen wieder auf meine „Bank des himmlischen Friedens“ zurück und eignete mir einen überaus nützlichen Begriff aus dem Chinesischen an – „Méishuōde“ was so viel wie „kein Problem“ bedeutet, lächelte freundlich dazu und fand mich damit ab, dass meine Kinder ab jetzt von Fremden beaufsichtigt wurden.

MEINE „BANK DES HIMMLISCHEN FRIEDENS“
Und so geht es weiter …

Unser Heimweh hielt sich gottlob in Grenzen. All das Aufregende und Neue lenkte uns ab, so dass wir nicht viel zum Nachdenken kamen. Wer allerdings schon ziemlich schnell Heimwehsymptome zeigte, war mein Magen.Von kulinarischem Heimweh und was man beim Kochen in der neuen Heimat alles so lernt 

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